Dezentrale Struktur der Feuerwehren
In den letzten Jahren bekennen sich Oberbürgermeister und Stadtrat immer wieder öffentlich zur dezentralen Struktur der Feuerwehren in der Stadt Traunstein. Damit hat man sich ein Erfolgskonzept mit Zukunft auf die Fahnen geschrieben.
In unseren Augen verbinden wir den Begriff der „dezentralen Struktur“ mit der Vorstellung, dass alle fünf Feuerwehren im Stadtgebiet jedem Bürger in einer Notlage durch gemeinschaftliches Zusammenwirken mit ihrem Material und Personal beistehen, und so eine rasche und effektive Gefahrenabwehr gewährleisten. Ausschlaggebend ist dabei, dass Hilfeleistung durch ein Netz von Feuerwehren sichergestellt wird und nicht durch eine zentrale Feuerwache.
So existieren neben der Feuerwehr Traunstein, die als Stadtfeuerwehr den logistischen Mittelpunkt bildet, die Feuerwehr Kammer sowie drei weitere ebenfalls selbstständige Feuerwehren, nämlich Haslach, Hochberg und Wolkersdorf.
Bei größeren Einsätzen der vergangenen Jahre konnte der Bürger, der ja das Löschwesen über Steuern und Abgaben zumindest mittelbar finanziert, sehen, dass das von der Stadt Traunstein zu seiner Sicherheit verfolgte Konzept aufgeht.
So wirkten bei vielen größeren Einsätzen der letzten Jahre die Stadtfeuerwehren effektiv zusammen. Bei den Brandeinsätzen in der Traunsteiner Höllgasse oder des Schnitzlbaumer Bierkellers am Sparzer Weg sowie dem Großbrand in Empfing im Jahr 2006 beispielsweise galt es, die gemeinsame Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen.
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Brand in Empfing
Es waren unter anderem
alle 5 Feuerwehren der Stadt im Einsatz.
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Auch den Anforderungen, die das Hochwasser im August 2002 den Feuerwehren stellte, wäre man mit einem anders organisierten System nicht in der Lage gewesen, vielen Mitbürgern so rasch und unkompliziert zu helfen. Als sich im August 2002 die Lage als mehr als kritisch darstellte und bei steigenden Pegelständen noch nicht absehbar war, ob die Dämme am Ufer der Traun halten würden, standen mit Alarmierung der fünf Stadtfeuerwehren in kürzester Zeit über 150 Feuerwehrdienstleistende mit ihren Gerätschaften zur Verfügung.
Beschaffungsvorhaben von Fahrzeugen und technischem Gerät, sollten nicht nur untereinander abgestimmt werden, sondern mit der Zielsetzung erfolgen, damit die Schlagkraft aller Wehren im Stadtgebiet nachhaltig und kontinuierlich zu verbessern. Jede Feuerwehr sollte entsprechend ihrer Eingliederung ins dezentrale Konzept im Hinblick auf ihr Einsatzgebiet und den vor Ort bestehenden Gegebenheiten ausgerüstet und gefördert werden.
Betrachtet man den Standort der Freiwilligen Feuerwehr Kammer unter diesem Gesichtspunkt, so ist man die am weitesten von der Stadt entfernte Wehr mit sehr differenzierten Aufgaben, denen man sich in ihrer Vielseitigkeit stellen muss.
Mit der Anschaffung des Löschgruppenfahrzeugs LF8/6 können sicherlich viele der Einsätze bewältigt werden. Doch nach elf Jahren Praxiserfahrung mit dem Fahrzeug zeigt sich, dass es sinnvoller gewesen wäre, in ein Allradfahrzeug zu investieren. Denn gerade die schmalen Nebenstraßen, die zu den vielen Weilern im Einsatzgebiet führen, sind oft nicht in bestem Zustand und das Ausweichen bei Gegenverkehr aufs Fahrbahnbankett oder in Wiesenränder ist bei nassem Wetter oder Schnee nahezu unmöglich. Aufgrund des hohen Fahrzeuggewichts droht man einzusinken und kommt nur schwer wieder aus dem Morast heraus. Im Einsatzfall, wenn es auf schnelle Hilfe ankommt und man zum Ausweichen gezwungen wird, könnte dies fatale Folgen haben.
Unser Fahrzeug verfügt auch über einen eingebauten 600 Liter Wassertank, was zum Ablöschen kleinerer Brände durchaus ausreicht. Doch dieser Vorrat ist schnell verbraucht und so gilt es, in kürzester Zeit eine Wasserversorgung aufzubauen. Oft hat man dabei längere Wege zurückzulegen, da Wasserentnahmestellen nicht selten weiter entfernt liegen.
Dabei leistet das Tragkraftspritzenfahrzeug TSF mit seiner zweiten tragbaren Pumpe TS 8-8 wertvolle Dienste. Besetzt mit einer Staffel von 6 Mann können diese unabhängig vom Löschfahrzeug rasch die Löschwasserentnahmestelle vorbereiten und so sicherstellen, dass die Einsatzkräfte durchgehend „Wasser am Strahlrohr“ haben.
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Tragkraftspritzenfahrzeug TSF
Florian Kammer 44/1
Ersatzbeschaffung für 2011 geplant
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Ob daher der Beschluss aus den 80er Jahren, das Tragkraftspritzenfahrzeug höchstens noch nur durch einen Mannschaftsbus zu ersetzen, angesichts des heute verfolgten Konzepts noch zeitgemäß ist, gilt es daher zu überdenken. In den nächsten Jahren wird das Tragkraftspritzenfahrzeug der Feuerwehr Kammer seine Altersgrenze erreichen. Es stellt einen unverzichtbaren Bestandteil in der Einsatzstruktur unserer Wehr dar. Derzeit ist die Ersatzbeschaffung für 2011 geplant und unter dem Gesichtspunkt der dezentralen Struktur würde der Verlust des Fahrzeugs nicht nur eine Schwächung der Feuerwehr Kammer bedeuten, sondern insgesamt auch die Schlagkraft des Verbundes der Stadtfeuerwehren spürbar verringern.